Auch ein goldener Käfig kann ein Gefängnis sein
… oder wieso wir uns schwer damit tun, Entscheidungen zu treffen.
Vor kurzem saß eine Klientin bei mir. Sie war Mitte 40 und fühlte sich mit ihrem Job mehr als unglücklich. Sie war Assistentin eines Vorstandes in einem großen renommierten Konzern. Sie fühlte sich gestresst, die Arbeit machte ihr zusehends weniger Spaß und der Druck wuchs stetig an. Auf Dauer wollte sie so nicht weitermachen.
Die Angst vor Veränderung war groß
Trotz der Umstände und des wachsenden Unmutes, wollte sie ihren Job allerdings nicht wechseln. Sie hatte sich an das gute Gehalt und an die damit verbundenen Annehmlichkeiten schon zu sehr gewöhnt und die Angst vor der Veränderung war letztendlich doch zu groß.
Dagegen ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden, denn sie hatte sich diese Position sicher auch hart erarbeitet und wollte nun auch die Früchte ihrer Arbeit ernten.
… wenn da nicht dieses Gefühl der wachsenden Unzufriedenheit wäre. Und damit saß sie in der Falle und sie musste sich überlegen, wie sie jetzt weiter tun wollte. Sie wurde immer unglücklicher in ihrem goldenen Käfig, trotz all der schönen Dinge, die sie sich mit ihrem tollen Gehalt leisten konnte.
Sich für das „Nicht“ entscheiden
In diesem Dilemma befinden sich viele von uns immer wieder und ich habe den Eindruck, je älter wir werden, umso größer kann der Zwiespalt sein. Nun könnte man meinen, dass es daran liegt, dass wir uns mit zunehmendem Alter nicht mehr so gerne verändern, was natürlich auch stimmen mag. Der große Enthusiasmus jedem neuen Trend hinter her zu laufen oder immer etwas Neues auszuprobieren, lässt allmählich nach.
Nicht nur, weil man vielleicht bequemer wird, sondern weil man auch seine Erfahrungen gemacht hat. Zum Beispiel, dass das Gras zwar auf der anderen Seite immer grüner erscheint, aber nur so lange man es aus der Ferne betrachtet. Wenn man dort ist, sieht es dann auch nicht viel anders aus.
Andererseits hat man sich aber auch schon sehr viel aufgebaut und man überlegt sich dann schon auch ganz genau, was man alles für eine Veränderung aufgeben müsste. Es ergibt sich aus der Natur der Sache, dass man in jungen Jahren noch nicht so viel zu verlieren hat.
Da ist die Familie, der gute Job, die Freunde, das bequeme Leben … all das steht potenziell auf dem Spiel, wenn man etwas verändert und das will gut überlegt sein.
Aber nichtsdestotrotz ist man in dem einen oder anderen Bereich seines Lebens nicht so glücklich und auf die Dauer möchte man auch nicht so leben. Natürlich kann man so weitermachen wie bisher und sich mit der Situation arrangieren. Man sitzt eben in seinem goldenen Käfig fest und will oder kann da auch nicht raus.
Die Währung Lebenszeit
Was man allerdings dabei immer beachten sollte ist, dass man alles was man macht mit seiner Lebenszeit bezahlt. Das wissen wir natürlich und das sagt sich auch so leicht dahin, aber der Preis ist bei näherer Betrachtung schon sehr hoch. Letztendlich ist Lebenszeit die einzige Währung, die wir besitzen und sie wird von Tag zu Tag weniger. Wir können sie nicht ansparen, aufsparen oder aufschieben. Sie ist weg, mit jeder Minute die verstreicht, mit jedem Tag der vergeht.
Egal ob wir an diesem Tag glücklich waren oder nicht, wir bezahlen den Preis. Es gibt kein Umtauschrecht und man kann den Preis auch nicht zurückfordern. Weg ist weg.
Im Falle meiner Klientin zahlt sie jeden Tag, den sie in die Arbeit geht und sich über ihre Kollegen, den Chef oder auch über sich selbst ärgert (weil sie immer noch diesen Job macht, den sie ja eigentlich nicht mehr will), mit ihrer kostbaren Lebenszeit. Das ist ein hoher Preis, wenn man es sich genau überlegt.
Du kannst Dich nicht „nicht entscheiden“
Manche Menschen haben auch die Idee, dass sie vorerst gar nichts machen und die Entscheidung hinausschieben bis … ja, das ist die Frage … bis jemand anderer oder das Leben entschieden hat. Denn das Leben bleibt in der Zwischenzeit nicht stehen oder genauer gesagt, die Lebenszeit verstreicht unwiederbringlich.
Wir müssen uns immer bewusst sein, dass wir immer eine Entscheidung treffen, auch wenn wir uns nicht entscheiden. Dann ist ja letztendlich die Entscheidung auch schon gefallen, nämlich für den Status Quo.
Man muss sich auch für das „Nicht“ entscheiden
Natürlich kann man nicht immer alles gleich verändern und man muss gewisse Dinge auch so hinnehmen wie sie sind, zumindest für eine gewisse Zeit.
Wenn meine Klientin zum Beispiel wirklich ihren Job wechseln möchte, wäre es vernünftig, sich zuerst mal zu überlegen was sie stattdessen tun will und die ersten Schritte in diese Richtung zu gehen. Zum Beispiel sich auf die Suche nach einer anderen Stelle zu begeben und erst dann zu kündigen, wenn sie eine solche gefunden hat.
Aber egal welche Entscheidung man in seinem Leben trifft, man sollte sie immer bewusst treffen mit allem „Wenn“ und „Aber“. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man mit der Entscheidung auch gut leben kann, denn wie gesagt, es geht ja um unsere Lebenszeit die wir für alles, was wir tun, investieren.
Eine sehr gute Idee dazu, ist jene von Bert Hellinger. Er hat aus meiner Sicht eine sehr weise Aussage getroffen: „Man muss sich auch immer für das „Nicht“ entscheiden“.
Wenn man sich für etwas entscheidet, dann gibt es immer etwas, gegen das man sich ebenfalls entscheiden muss.
Wenn ich zum Beispiel für heute Abend zwei Einladungen hätte, dann müsste ich mich für die eine UND gegen die andere entscheiden. Wenn ich das nicht mache, dann befinde ich mich den ganzen Abend im Zweifel darüber, ob ich nicht vielleicht doch besser die andere Einladung angenommen hätte und es dort nicht vielleicht doch schöner, lustiger oder was auch immer gewesen wäre. Ich würde zwischen zwei Entscheidungen fest hängen und könnte den Abend letztendlich nicht genießen.
Das ist in diesem Fall nicht wirklich tragisch. Allerdings gibt es im Leben Entscheidungen, bei denen uns die Entscheidung für das „Nicht“ schon vor eine größere Aufgabe stellen kann. Dieser Zustand ist es letztendlich, der uns unglücklich macht.
Wenn ich mit dem, wofür ich mich entscheide auch unter der Prämisse, dass ich gleichzeitig auf was anderes verzichten muss, zufrieden bin, ist es eine Entscheidung mit der ich gut leben kann. Wenn dem nicht so ist, hänge ich immer in zwei Welten fest und bin unzufrieden und unglücklich. Das kostet sehr viel Energie, Lebensfreude UND Lebenszeit.
Im Falle meiner Klientin, könnte sie sich für das „Nicht“ in ihrer jetzigen beruflichen Situation entscheiden und wäre damit auch wieder zufriedener, weil sie die Entscheidung mit allen „Wenn“ und „Aber“ getroffen hat. Das macht uns frei, weil wir das Gefühl haben, dass wir uns ganz für das entschieden haben, was ist.
Was kannst Du tun, wenn Du das Gefühl hast im goldenen Käfig zu sitzen
- Schreibe Dir auf, in welchem Bereich Du das Gefühl hat, dass Du was verändern möchtest oder wo Du vielleicht auch das Gefühl hast, das Du nicht mehr so weitermachen kannst.
- Überlege Dir, welchen Preis Du dafür bezahlst, wenn Du in dieser Situation bleibst.
- Denke darüber nach, was Du wie verändern könntest.
- Geh bewusst in Richtung Entscheidung. Bedenke, dass Du immer eine Entscheidung triffst, auch wenn Du es scheinbar nicht tust.
- Schreibe Dir auf, was das „Nicht“ ist, gegen das Du Dich entscheiden müsstest, wenn Du etwas veränderst oder auch nicht veränderst. Es gibt immer ein „Nicht“ , auch in der momentanen Situation.
- Denke darüber nach, womit Du gut oder besser leben könntest. Mit dem was jetzt ist oder mit dem was sein könnte.
- Lass die Entscheidung reifen und setze die ersten Schritte in jene Richtung, in die Du gehen willst. Auch wenn man immer mit seiner Lebenszeit bezahlt, hat es auch keinen Sinn überstürzt Entscheidungen zu treffen, die man dann im Nachhinein bereut.
Ich hoffe, dass Dir diese Punkte helfen aus Deinem goldenen Käfig auszubrechen oder, dass Du ihn nicht mehr als einen goldenen Käfig, sondern als Deinen goldenen Palast empfindest, in dem Du es Dir schön eingerichtet hast. Auch das kann ja eine mögliche Betrachtungsweise sein.
Was auch immer es ist, ich wünsche Dir, dass Du mit Deinen Entscheidungen immer glücklich und rundum zufrieden bist.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir erzählst, wie Du mit schwierigen Entscheidungen in Deinem Leben umgehst oder bis jetzt umgegangen bist.
Alles Liebe
Deine Regina
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Ein paar Leserstimmen:
"Danke für dieses E-Book. Jeder der sich für die Macht der Gedanken interessiert, findet darin positive und
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"Hab's gerade durchgeblättert. Toll gemacht. Kompliment!"
"Wundervoll gemacht!!! Sehr inspirierend"
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