Aber wo bleibe ich?
… oder wann haben wir aufgehört unsere Bedürfnisse wahrzunehmen?.
Vor kurzem war ich bei einer lieben Freundin zu Besuch. Sie hat eine ganz entzückende Tochter im Alter von 5 Jahren. Die Kleine strotzt vor Selbstbewusstsein und sagt ganz genau was sie möchte oder auch nicht möchte. Sie weiß sehr gut, was ihr gefällt und was nicht und sie kommuniziert das auch ganz klar. Ohne Umschweife, ohne Wenn und Aber.
Diese erfrischende Klarheit hat mich auf meinem Heimweg sehr beschäftigt. Es drängte sich mir die Frage auf, wann wir eigentlich damit beginnen unsere Bedürfnisse nicht mehr zu kommunizieren. Und nicht nur, dass wir sie nicht mehr kommunizieren, wir verlieren auch im Laufe unseres Lebens sogar die Klarheit darüber, was uns wichtig ist und was wir wollen.
Darf ich egoistisch sein?
Wahrscheinlich wird sie uns in jungen Jahren von unseren Eltern, Geschwistern oder anderen nahe stehenden Personen „abtrainiert“. Gerade bei Mädchen ist das häufig der Fall. Man bekommt immer wieder gesagt, dass man nicht so egoistisch sein soll und auch darauf achten muss, was die anderen wollen. Damit wurde das Thema „eigenes Bedürfnis“ mit „Egoismus“ gleichgesetzt und egoistisch zu sein ist nicht sehr positiv besetzt.
So beginnen wir immer mehr und mehr unsere Wünsche hinter die der anderen zu stellen. Wir nehmen uns zurück, sind liebe, angepasste Mädchen und Buben und bekommen dafür auch noch Lorbeeren. Durch das Lob verstärkt sich dieses Muster und über kurz oder lang haben wir uns dann so gut angepasst, dass wir unsere Bedürfnisse gar nicht mehr wahrnehmen.
Verbiegen als Lebensinhalt
Auch mir ist es so gegangen. Mir wurde immer wieder gesagt, dass ich doch brav sein soll und das tun soll, was man von mir erwartet. Dann gab es auch Lob und Anerkennung und diese gaben mir das Gefühl sicher und geliebt zu sein. Dieses Gefühl ist gerade in unserer Kindheit lebenswichtig, da wir ja in einem Abhängigkeitsverhältnis zu unseren Bezugspersonen stehen.
Ich hatte allerdings dieses Zurückhalten meiner Wünsche und Bedürfnisse so gut gelernt, dass ich schon gar nicht mehr wusste, was ich eigentlich wollte. Ich passte mich immer und überall an, verbog mich so gut es ging und letztendlich ging ich selbst irgendwo am Weg verloren.
Erst viele, viele Jahre später beschlich mich der Verdacht, dass das nicht gut sein konnte und ich damit nicht dorthin kommen würde, wo ICH hinwollte. In meinen Ausbildungen lernte ich dann Schritt für Schritt wieder Zugang zu mir und meinen Wünschen zu bekommen.
Es war ein weiter und oft harter Weg, denn zu mir und meinen Bedürfnissen zu stehen, erforderte eine Menge Mut. Mut dazu, sie auch auszusprechen, „Nein“ zu sagen und auch damit zurechtzukommen, dass dann der eine oder andere Mensch damit nicht einverstanden ist und die Beziehung, sei es Freundschaft oder Partnerschaft, abbricht.
Beziehung um jeden Preis?
Aber ist es eine gute Freundschaft oder Partnerschaft, wenn man seine Bedürfnisse immer zurückstellen und sich verbiegen muss? Wohl eher nicht. Wobei man natürlich schon bedenken muss, dass es für jene Menschen, die einen zurückhaltend kennen gelernt haben, schwierig ist, wenn man plötzlich klar seine Wünsche kommuniziert und sie vielleicht sogar einfordert. In diesem Fall sollte man ihnen unbedingt auch ausreichend Zeit geben und mit viel Feingefühl sein neu entdecktes Selbstbewusstsein dosiert einsetzen, um ihnen die Möglichkeit zu geben mitzuwachsen.
In der Rückschau auf meinen eigenen Weg, habe ich mich gefragt, um wie viel leichter es wohl gewesen wäre, wenn ich es gar nicht erst verlernt hätte, meine Bedürfnisse wahrzunehmen. Andererseits habe ich aber auch dadurch sehr viel gelernt. Ich durfte erfahren, wie es ist, sich anzupassen und sich selbst immer hintanzustellen. Es hätte ja auch ein gangbarer Weg für mich sein können.
Immerhin ist es ja viel einfacher, wenn man sich immer anpasst. Man braucht nicht zu diskutieren, erspart sich, sich durchsetzen zu müssen oder auch mal mutig „Nein“ zu sagen. Der Haken an der Geschichte ist nur, dass man dann irgendein Leben lebt, nur nicht das eigene und das ist letztendlich nicht das, worum es in unserem Leben gehen sollte.
Mut zu sich selbst zu stehen
Natürlich ist eine Beziehung, egal zu wem, immer ein Kompromiss. Selbstverständlich sollen alle Bedürfnisse in einer Beziehung oder in der Familie berücksichtigt werden. Aber das Schlüsselwort ist „ALLE“ und das schließt die eigenen mit ein. Dazu gehört aber in erster Linie, dass man sie kennt und auch den Mut hat, sie auszusprechen ohne Angst zu haben, dass man damit egoistisch wirkt oder dafür verlassen und nicht mehr geliebt wird.
Auch in diesem Fall sollte ein Nehmen und Geben und ein guter Ausgleich möglich sein. Das kann allerdings nur dann stattfinden, wenn jeder offen seine Wünsche kommuniziert.
Was kannst Du konkret tun, um Deine Bedürfnisse zu leben?
Folgende Fragen und Schritte sollen Dir helfen, wieder Zugang zu Deinen Wünschen und Bedürfnissen zu bekommen:
- Wann hast Du zum letzten Mal genau gewusst was Du willst?
- Wie könntest Du Deine Bedürfnisse kommunizieren?
- Wenn Du daran denkst zu sagen, was Du möchtest, wie geht es Dir damit?
- Hast Du die Befürchtung, dass Du damit jemanden vor den Kopf stößt?
- Ihn oder sie sogar verlierst?
- Wie fühlst Du Dich beim Gedanken daran, dass Du sagst, was Du Dir wünschst?
- Fühlst Du Dich wohl damit, oder hast Du das Gefühl, dass Du egoistisch bist? Dass Du das nicht darfst? Dass man das nicht tut?
- Nimm Dir Zeit um wahrzunehmen, was DU wirklich möchtest.
- Schreib Dir alle Bedürfnisse und Gedanken, die Dich in diesem Zusammenhang beschäftigen, auf.
- Überlege Dir dann, wie Du Deine Bedürfnisse so kommunizieren kannst, dass Du Dich damit wohlfühlst.
Ein Tipp: wenn man nach langer Zeit zum ersten Mal wieder Zugang zu seinen Wünschen bekommt, kann es passieren, dass man plötzlich das drängende Gefühl hat, sofort etwas ändern zu müssen. Lass Dir Zeit damit. Geh einen Schritt nach dem anderen. Das gilt auch dann, wenn Du glaubst, dass Du nicht den Mut dazu hast, klar zu sagen, was Du möchtest.
Schritt für Schritt zu Dir selbst
Beginne mit kleinen Wünschen und formuliere sie so, dass Dein Gegenüber gut damit umgehen kann. Nicht als Forderung, sondern als Wunsch. Lass Dich nicht entmutigen, wenn es nicht gleich so klappt, wie Du es Dir vorstellst. Gib Dir und Deinem Umfeld die Zeit, die es braucht, um mit Deiner Veränderung umzugehen.
Wappne Dich auch für den Fall, dass der eine oder andere Mensch damit nicht einverstanden ist und vielleicht aus Deinem Leben geht. Dann reflektiere darüber, ob Du eventuell Deine Wünsche zu hart und zu fordernd gestellt hast und ob Du lieber auf Deine Bedürfnisse weiterhin verzichten kannst oder möchtest. Mache Dir bewusst, ob es nicht besser ist, ihn oder sie ziehen zu lassen. Denke auch gut darüber nach, welchen Preis Du bereit bist dafür zu bezahlen.
Denn wenn Du Dich veränderst, dann kann es passieren, dass Menschen aus Deinem Leben gehen, es werden aber auch andererseits Menschen in Dein Leben kommen, die besser zu Dir passen und Dich auf Deinem neuen Weg zu Dir selbst unterstützen wollen und können.
Und wie gehst Du damit um?
Schreib mir bitte, wie es Dir damit geht. Schaffst Du es gut Deine Wünsche wahrzunehmen und sie auszusprechen? Oder könntest Du noch mehr Mut dafür brauchen?
Ich würde mich sehr freuen von Dir zu hören und stehe Dir sehr gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Ich wünsche Dir, dass Du genau herausfindest, was Du willst und Du auch den Mut dazu hast, es zu sagen, damit auch Du das Leben leben kannst, von dem Du schon immer geträumt hast.
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Ein paar Leserstimmen:
"Danke für dieses E-Book. Jeder der sich für die Macht der Gedanken interessiert, findet darin positive und
wertvolle Impulse. Lange nicht mehr so ein gutes Buch gelesen."
"Hab's gerade durchgeblättert. Toll gemacht. Kompliment!"
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