Wenn ich nur wüsste, was ich wollte ….
… oder was man tun kann, wenn man das Gefühl hat festzustecken.
Vor kurzem hat mich eine Klientin angerufen. Sie hat mir erzählt, dass sie derzeit feststeckt und irgendwie das Gefühl hat, dass sich etwas ändern muss, aber sie weiß nicht was. Sie klang verzweifelt und hat mich gefragt, ob ich ihr helfen könnte.
Ich konnte das, was sie erzählte, sehr gut nachvollziehen. Im Beruf läuft es ganz gut, mit der Beziehung passt auch irgendwie alles, die Kinder sind auf den Weg in die Selbstständigkeit und auch so ist scheinbar alles ok. Aber irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass da noch irgendetwas kommen sollte. Dass es das noch nicht gewesen ist.
Die Fragen werden immer drängender
Anfangs tauchen diese Fragen sporadisch auf. Sie sind noch nicht so stark präsent. Man oder besser gesagt, Frau, kann sie noch leicht im Alltag untergehen lassen und unterdrücken. Aber sie werden drängender und die Frage nach dem „was kommt jetzt“, wird immer stärker.
Wenn das passiert, beginnt man sich allmählich schlecht zu fühlen. Man beginnt mehr in sich hineinzuhören und sich zu fragen, was denn diese Unruhe verursacht, welche Fragen denn da so heftig anklopfen, denn von außen betrachtet hat sich ja nichts verändert.
Irgendwann spricht man dann vielleicht mit Freunden darüber. Da gibt es dann jene, die einen darin bestärken und meinen, dass man da was tun sollte und jene, die meinen, dass man jetzt nicht „rumspinnen“ sollte, denn es ist ja sowieso alles in Ordnung so wie es ist.
Und was jetzt?
Beides hilft in Wahrheit nicht wirklich weiter. Weder die Bestätigung, noch die Beschwichtigung. Dieses Gefühl lässt sich einfach nicht mehr vertreiben. Und ganz plötzlich steckt man fest und weiß weder, ob man jetzt nach links oder nach rechts gehen soll. Ob es jetzt vor oder zurückgeht.
Dieser Zustand ist sehr unangenehm. Denn letztendlich gibt es nichts Schlimmeres als im Nirgendwo festzustecken. Man möchte sich bewegen, weiß aber gar nicht wohin und was nun werden soll.
Denn jede Veränderung bedeutet letztendlich auch, dass man die Sicherheit, die man sich über die Jahre und Jahrzehnte aufgebaut hat, gefährdet und wir Menschen lieben nun mal unsere Sicherheit. Soll man das alles aufgeben, nur um vielleicht etwas zu tun, was einem zwar mehr Spaß machen würde, aber letztendlich auch unsicher ist?
Man muss die Frage selber lieben …
Letztendlich beginnt man sich irgendwann im Kreis zu drehen und kommt immer wieder am selben Punkt an. Es ist zwar auch eine Form von Bewegung, aber keine wirklich zielführend. Jedoch möchte man sich um jeden Preis in Bewegung setzen, denn der Stillstand ist noch unerträglicher.
Vor kurzem hat mir ein guter Freund ein sehr schönes Gedicht von Rainer Maria Rilke geschickt und da gab es einen Satz, der für mich so schön zu dieser Lebenssituation und zu diesen Fragen passt: „… man muss Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen und versuchen die Frage selber lieb zu haben …“.
Der Weg ist das Ziel
Die Frage, die ich mir dann gestellt habe, ist, ob es nicht auch viel mehr um die Fragen selbst geht und nicht so sehr um das Ziel. Das legt dieser Satz für mich nahe. Vielleicht sollte man eher an den Fragen selbst arbeiten. Denn die Qualität unserer Fragen, bestimmt letztendlich auch die Qualität unserer Antworten. Wenn wir uns die richtigen Fragen stellen, können wir auch die Antworten finden, die uns weiterhelfen.
Welche Fragen sind hilfreich?
Ich möchte hier ein paar Fragen anbieten, die man sich stellen könnte, wenn man das Gefühl hat, im Kreis zu laufen oder festzustecken:
- Wo stehe ich derzeit? Beruflich, privat, körperlich, etc.
- In welchen Bereichen meines Lebens passt alles perfekt?
- In welchen Bereichen möchte ich etwas verändern?
- Was wollte ich erreichen, als ich jung war?
- Was waren meine Lebensziele?
- Was davon habe ich schon erreicht?
- Was möchte ich davon noch erreichen?
- Was genau soll sich ändern?
- Was wäre der erste Schritt oder die ersten Schritte, die ich setzen kann?
Nimm Dir Zeit und lass mal diese Fragen auf Dich wirken. Ganz besonders wichtig ist, dass man beginnt die Fragen in sich reifen zu lassen und nicht versucht eine Antwort zu erzwingen. Ganz im Sinne von Rainer Maria Rilke „Man muss die Fragen selber lieben und Geduld haben“. Die Antworten kommen von ganz alleine, wenn die Zeit dafür reif ist. Es muss nicht alles gleich passieren und man sollte sich selbst auch nicht drängen. Wenn man sich für die Fragen wirklich öffnet, bekommt man die Antworten von ganz alleine.
Oder wie hat mein Freund so schön im Nachsatz geschrieben: „Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines Tages in die Antworten hinein.“
Denn im Leben geht es nicht nur darum ein Ziel zu haben und es zu verfolgen, sondern auch darum, alles zu leben, was dazugehört. Denn es sind auch diese Phasen im Leben, die uns weiterbringen, oder vielleicht sogar noch mehr weiterbringen, als wenn wir genau wissen, wo es hingeht.
Ich wünsche Euch viele schöne Fragen, die Euch wachsen lassen und Euch helfen, jenes Leben zu leben, das ihr schon immer leben wolltet.
Alles Liebe
Eure Regina