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Was ist Dein stärkster innerer Antreiber

… und wie gerade dieser Dir auch im Weg stehen kann.

Als ich vor kurzem in New York war, hatte ich die große Ehre einen Workshop-Tag mit Susan Batson zu verbringen. Sie ist einer der ganz großen Schauspieltrainerinnen und Coaches. Größen, wie zum Beispiel Nicole Kidman oder auch Tom Cruise, setzen auf ihr Können und ihre jahrzehntelange Erfahrung.

Ich hatte die Erwartung, dass wir bei ihr lernen, wie man sich auf der Bühne richtig bewegt und was man als guter Schauspieler tun muss. Aber es kam ganz anders als gedacht. Erstaunlicherweise hatte der Workshop mehr mit der Arbeit an sich selbst zu tun, als mit Schauspielunterricht. Und da mich dieser Tag so beeindruckt hat und die Erkenntnisse so tief gegangen sind, möchte ich gerne diese mit Euch teilen.

Was hat Schauspielunterricht mit unserem Leben zu tun?

Scheinbar muss man für eine gute Leistung auf der Bühne oder vor der Kamera, zuerst sich selbst erkennen.

Der erste Schritt ist, dass man sich mit seinem sogenannten „inner need“ beschäftigt. Also mit seinem innersten, tiefsten Bedürfnis. Das Erkennen dieses Bedürfnisses ist deshalb so wichtig, weil es unsere stärkste Motivation für all das, was wir tun, darstellt. Wir sind immer von dem Wunsch getrieben, unser innerstes Bedürfnis zu erfüllen. Es ist der Motor unseres Handelns und da unsere Handlungen auch unsere Persönlichkeit prägen, hat es uns auch zu dem gemacht, was wir heute sind.

Diese starke Motivation hat sich in unserer Kindheit ausgeprägt und ergab sich aus dem, was uns in unserem Umfeld gefehlt. Daraus haben wir unseren „inner need“ entwickelt.

Dabei handelt es sich nicht um ein „nice to have“, sondern um ein wirklich sehr, sehr starkes Bedürfnis, das unbedingt erfüllt werden muss, weil es uns sonst Schmerzen bereitet und wir unglücklich sind.

Da es so einen starken Einfluss auf unser Wohlbefinden hat, kann es uns auch zu Abhängigkeiten verleiten, die uns nicht gut tun. Wir lassen uns möglicherweise auf Situationen und Menschen ein, die wir besser lassen sollten, nur um dieses Bedürfnis zu erfüllen.

 

Welche inneren Bedürfnisse können das sein?

Diese sind natürlich so vielfältig, wie die Menschen selbst. Aber um das Verstehen etwas zu erleichtern, möchte ich Euch hier ein paar Beispiele dafür nennen, was ein „inner need“ sein kann:

Das Bedürfnis geliebt, anerkannt, gesehen, beschützt, oder auch gebraucht zu werden, und noch viele andere mehr.

Was passiert, wenn dieses Bedürfnis nicht erfüllt wird?

Da dieses Bedürfnis so stark ist, tun wir alles, um es zu erfüllen. Wenn dies allerdings nicht gelingt, und das kommt natürlich immer wieder vor, dann haben wir eine Strategie entwickelt, um damit umgehen zu können. Das nennt Susan Batson den „tragic flaw“, was man mit „tragischem Fehler“ übersetzen könnte.

Man kann es vielleicht auch Übersprungshandlung nennen. Dieser „tragic flaw“ kann auch ganz paradoxe Formen annehmen. Zum Beispiel kann jemand, der das innere Bedürfnis hat „geliebt zu werden“, andere Menschen wegstoßen, wenn dieser „inner need“ nicht erfüllt wird. Oder sich auch gekränkt oder beleidigt zurückziehen.

Egal was auch immer der „tragic flaw“ ist, wir versuchen über diesen Weg unser starkes Bedürfnis zu befriedigen, oder mit der Zurückweisung umzugehen, auch wenn es vielleicht keine wirklich zielführende Strategie ist. Irgendwann in unserem Leben, in unserer Entwicklung, haben wir es als die einzig richtige Strategie angesehen und mit dieser gehen wir nun, mehr oder weniger erfolgreich, durch unser Leben.

Wofür ist das wichtig?

Für mich war es eine sehr wichtige Erkenntnis zu wissen, was mich tief in meinem inneren antreibt. Wieso ich so handle, wie ich es tue. Wieso ich in manchen Situationen so reagiere und scheinbar gar keine andere Wahl habe.

In den letzten Wochen habe ich mich immer wieder dabei beobachtet, welche Gefühle manche Situationen in mir auslösen und dadurch mein innerstes Bedürfnis erkannt. Auch meine automatischen Reaktionen darauf, wurden mir immer klarer. Durch das Bewusstmachen meiner Muster, habe ich nun die Möglichkeit daran zu arbeiten und anders auf diese Situationen zu reagieren. Vielleicht auch andere, effizientere Wege zu finden, mein tiefes Bedürfnis zu erfüllen.

So konnte ich wieder einen Schritt zu mehr Unabhängigkeit von Situationen und Menschen machen, die mir nicht gut tun und mir dadurch wieder ein Stück mehr Freiheit erarbeiten.

 

Wie kannst Du nun mit Deinem tiefsten Bedürfnis umgehen?

1) Überlege Dir, was Dein „inner need“ ist, der unbedingt erfüllt werden muss, damit Du glücklich bist. Es ist manchmal nicht so leicht, ihn zu finden. Ein möglicher Weg dafür ist, dorthin zu spüren, wo Du Deine größten Schmerzen hast. Was tut Dir besonders weh und welches Bedürfnis könnte dahinter stehen, das gerade nicht erfüllt wird.

2) Was ist Dein „tragic flaw“? Wie reagierst Du, wenn Dein tiefstes Bedürfnis nicht erfüllt wird? Was tust Du, wenn Du Dich richtig schlecht fühlst? Ist es ein wiederkehrendes Muster, das Dir bekannt vorkommt und sich immer wieder zeigt? Sind es bestimmte Gedanken, die Dir dann durch den Kopf gehen? Was sagst Du dann zu Dir?

3) Sprich vielleicht mit einer guter Freundin, einem guten Freund oder Deinem Partner darüber. Jemanden der Dich sehr gut kennt und Dir vielleicht ein wohlwollendes Feedback über dein typisches Verhaltensmuster geben kann.

4) Wenn Du beides gefunden hast, überlege Dir, ob es nicht auch noch eine andere Möglichkeit gibt, wie Du reagieren könntest, wenn Dein tiefstes Bedürfnis nicht erfüllt wird. Eine Variante, die vielleicht eher dazu geeignet ist, Deinen „inner need“ zu erfüllen.

5) Denke auch darüber nach, wie Du vielleicht Dein Bedürfnis selbst erfüllen könntest, um nicht mehr so abhängig von anderen zu sein.

6) Wenn Du merkst, dass Du Dich nicht gut fühlst, Du traurig bist, oder seelische Schmerzen hast, mach Dir bewusst was läuft. Das ist ein guter erster Schritt, um das typische Gedankenmuster zu unterbrechen und es gibt Dir die Möglichkeit zu reflektieren, was in der jeweiligen Situation ein angemessenes Verhalten wäre.

Mir hat die Arbeit mit diesem Werkzeug viel Erkenntnis und ein Stück mehr Freiheit von einem wenig hilfreichem Muster gebracht. Ich hoffe, dass es auch Dir hilft, mit Deinem innersten Bedürfnis freier umzugehen. Ich würde mir sehr wünschen, dass auch für Dich damit ein Stück mehr Unabhängigkeit möglich wird.

Denn letztendlich sind wir hier, um unser volles Potenzial zu leben und nicht, um an alte Muster gebunden zu sein. Das wäre dann kein schönes und aufregendes Leben, sondern eine Reinszenierung der immer gleichen Verhaltensweisen. Ganz im Sinne von George Santayana, der mal gesagt hat; „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt sie zu wiederholen“, sollten wir alte Muster aus dem Weg räumen, um jenes Leben leben zu können, von dem wir schon immer geträumt haben.

Alles Liebe

Deine Regina

 

 

 

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